Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da lebte ein bescheidener, junger Mann. Der Mann hieß Martin. Martins Vater war ein römischer Offizier und deshalb wurde auch Martin mit 15 Jahren Soldat. Er hatte einen Helm auf dem Kopf, ein Schwert, einen Umhang aus Wolle und ein Pferd, auf dem er ritt. Martin war ein Soldat und hatte ein Schwert, aber er kämpfte nicht mit dem Schwert, denn Martin liebte alle Menschen. Er wollte Gutes tun und nicht kämpfen. Seine Kameraden mochten ihn wegen seiner Geduld und Nächstenliebe. Martin half den hungrigen, indem er ihnen Essen gab. Er half den armen Menschen, indem er ihnen Geld gab.
Eines bitterkalten Wintertages ritt Martin durch die Straßen. Viele Menschen waren in der eisigen Kälte schon gestorben. Martin ritt auf seinem Pferd auf das Stadttor zu, als ihm ein Bettler entgegenkam. Er war fast unbekleidet und flehte die Leute an, ihm doch zu helfen. Doch niemand half. Alle schauten weg. Nur Martin empfand tiefes Mitgefühl und wusste das er dem armen Bettler helfen musste. Doch wie sollte er helfen? Er hatte auch nur seine Waffen und einen einfachen Soldatenumhang aus Wolle bei sich. Der Umhang gehörte ihm noch nicht einmal, er war Eigentum des römischen Kaisers. Doch Martin dachte nicht lange nach. Er nahm sein Schwert und teilte den Umhang in zwei gleiche Hälften. „Hier, armer Mann, nimm’ meine Mantelhälfte, mehr habe ich leider nicht, was ich dir geben könnte.“ Dankbar nahm der Bettler das Mantelstück an. Martin trug die andere Hälfte. Einige Leute waren stehen geblieben und lachten über den römischen Offizier, der nun selbst wie ein Bettler aussah. Andere, die viel mehr hätten geben können, schämten sich.
In der Nacht wusste Martin, dass er kein Soldat mehr sein wollte. Er wurde ein Mönch und gab sein ganzes Eigentum den armen Menschen. Da geschah es, dass die Kirche einen Bischof suchte. Die Menschen liebten Martin so sehr und wollten, dass Martin der neue Bischof wird. Martin wollte aber nicht Bischof werden und er rannte aus der Stadt und versteckte sich in einem Stall. In dem Stall waren aber auch Gänse und die wurden lauter und lauter als die Menschen kamen, die Martin suchten. Sie fanden Martin in dem Stall und fragten Martin: „Bitte, wirst du der neue Bischof?“ Da sagte Martin ja und weil er so ein guter Mann und der neue Bischof war, wurde er von allen „St. Martin“ genannt.