Die Legende von Sankt Nikolaus – extended

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Die Legende von Sankt Nikolaus

Vor langer, langer Zeit, vor vielen vielen Jahren, da lebte in der reichen Stadt Patara, in der Türkei, ein Junge, der Nikolaus hieß. Nikolaus hatte keine Eltern. Seine Eltern starben an einer schlimmen Krankheit als Nikolaus noch sehr klein war. Nikolaus weinte Tag und Nacht. Nikolaus’ Eltern hatten viel Geld und Nikolaus war sehr reich. Er hatte Gold, Silber, Diamanten und viele Leute, die für ihn arbeiteten und ihn lieb hatten. Er hatte auch Schafe, Pferde, Esel und noch ein paar andere Tiere.

Nikolaus war trotzdem sehr traurig und konnte nicht glücklich sein. Seine Traurigkeit wurde immer schlimmer bis auch seine Tiere wussten, dass er unendlich traurig war. Vom vielen Weinen wurde Nikolaus sehr müde. Eines Tages sah er ein Stück Papier. Er nahm das Papier und las:
“Es war einmal ein reicher Mann, der sehr glücklich war. Aber es gab auch einen armen Mann, der großen Hunger hatte. Der reiche Mann sah den armen Mann nicht. Als der Arme starb, kam er in den Himmel, der Reiche aber kam nicht in den Himmel.”

“Ich bin wie der reiche Mann in der Geschichte,” dachte sich Nikolaus. “Ich habe schöne Kleidung und Essen und ich sehe die Bettler auf der Straße nicht. Morgen gehe ich auf die Straße und werde den armen Menschen helfen.”

Am nächsten Morgen schlich Nikolaus auf die Straße und fand den ärmsten Mann. Der arme Bettler fragte: “Brot, bitte!” Nikolaus wollte die Hand in die Tasche stecken, aber er hatte keine Tasche. Da nahm er seine Kette und seinen Ring und gab sie dem Bettler. Dann zog er seine Kleidung aus und gab sie dem Bettler auch. Glücklich ging er nach Hause. Er war nun wieder fröhlich.

Am nächsten Tag machte der Schneider Nikolaus große Taschen auf seinen Mantel. Am Abend ging er in den Garten. Er steckte Nüsse, Äpfel und Mandarinen in seine Taschen. Er schlich aus dem Palast, ging zu den Armen und gab ihnen alles.

So ging es fast jeden Abend und Nikolaus war nicht mehr traurig.

Als Nikolaus zwölf Jahre wurde, ging er auf eine Schule, die weit weg von seinem Palast war. Auch hier gab er mit vollen Händen. Doch er machte dies im Verborgenen, denn er wollte nicht, dass die Leute wussten, wer diese Geschenke ausgab. Nikolaus zog durch das Land und predigte das Wort Gottes. Den Kindern erzählte er Geschichten aus der Bibel.

Eines Tages kehrte er in die Heimat zurück. Dort war vor einiger Zeit der alte Bischof gestorben. Die Leute nahmen Nikolaus mit in die Kirche und ernannten Nikolaus zum Bischof. Als er wieder ins Freie trat, erblickte Nikolaus seinen alten, grauen Esel vor der Tür. Von da an wurde der Esel sein treuer Begleiter.

An seinem Geburtstag kleidete sich Nikolaus in den kostbaren Bischofsmantel und nahm den Hirtenstab zur Hand. Sein Esel trug einen schweren Sack, dieser war mit leckeren Nüssen, Mandarinen, Äpfeln und Honigkuchen gefüllt. Nikolaus schritt durch die Straßen und verteilte die Gaben, machte diesen Tag zu einem großen Fest.

Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember 352. Die Menschen waren sehr traurig, dass Nikolaus tot war. Er war ein so guter, lieber Mensch, dass er von jetzt an St. Nikolaus hieß. Sein Todestag wurde zu einem kirchlichen Festtag.

 

Sechshundert Jahre später, im Jahr 972, kam eine byzantinische Prinzessin nach Deutschland. Sie hieβ Theophanu, was „die Erscheinung Gottes“ heiβt. Theophanu heiratete Otto II., den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und wurde Kaiserin. Sie brachte mit sich die Verehrung des heiligen Nikolaus, und so kam Sankt Nikolaus in den Westen nach Deutschland.

 

Der Nikolaustag wird noch heute zum Andenken an Bischof Nikolaus gefeiert. Am Abend des 5. Dezember stellen die Kinder in Deutschland und Österreich einen Schuh vor die Tür. In der Nacht kommt Nikolaus und steckt Nüsse, Schokolade und Äpfel in die Schuhe der lieben Kinder. Am 6. Dezember finden die Kinder die Sachen in den Schuhen und singen St. Nikolaus Lieder.

 

Aber was passiert, wenn ein Kind nicht lieb ist? Hast du vom Knecht Ruprecht, vom  schwarzen Peter, oder vom Krampus gehört? Das ist aber eine andere Geschichte.

 

Das Ende

 

 

 

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